
Wat wär´n wir ohne Wattwürmer? Ihre Bedeutung für unser Ökosystem
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Ich war schon sehr oft in meinem Leben am Meer, vor allem in Holland oder in Deutschland, wo man in die Gezeiten sehr gut wahrnimmt. Alles was ich von Wattwürmern in dieser Zeit gesehen habe, waren tatsächlich…Wurmhäufchen! Doch dieses Mal habe ich tatsächlich einen echten, lebenden Wattwurm entdeckt!
Mir ist natürlich direkt das Lied „War wär´mer ohne Wattwürmer“ aus meiner Kindheit durch den Kopf gegangen. Vielleicht kennt das ja noch jemand?
Wie und wo leben Wattwürmer?
Wattwürmer sieht man übrigens fast nie, denn eigentlich leben sie im kühlen Sandbereich des Wattenmeeres, also rund 20-30cm unter der Oberfläche. Sie vermeiden es vor allem aus Temperaturgründen, an die Oberfläche zu kommen, denn bei mehr als 18 Grad sterben sie leider. Was ich jetzt in Bezug auf die Erd- und Meereserwärmung langfristig bedenklich für sie finde…
Wattwürmer haben übrigens ein dickes und ein dünnes Ende. In ihrem dicken Ende (quasi der „Kopf“ des Wurmes), sitzen alle wichtigen Organe. Vorne hat er einen Rüssel, mit dem er seine Nahrung (Sand) aufnehmen kann. Aus dem Sand verdaut er alle tierischen und pflanzlichen Anteile, bevor er die Sandkörner dann durch sein dünnes Ende wieder ausscheidet. So entstehen dann überall Wurmhäufchen, die doch nichts anderes sind, als gereinigter Sand. Wattwurmer leben in U-förmigen Röhren, wobei ein Teil der Höhle zum Fressen ist, die andere zum „wohnen“. Da der Wurm immer an der gleichen Stelle frisst, rutscht der Sand quasi durch den Wurm immer weiter nach oben an die Oberfläche. Es entsteht ein „Häufchen“, der ein bisschen an sandiges Spaghettieis erinnert.
Ein Wattwurm hat übrigens Kiemen, mit denen er atmen kann! Damit er immer genug sauerstoffreiches Wasser aufnehmen kann, pumpt der Wurm das Wasser durch rhythmische Bewegungen durch seine Wohnröhre. Außerdem bewegt er sich über Borstenfüße vorwärts, von denen er ganze 19 Paare hat, die sich über seinen Körper verteilen. Dabei kann ein Wattwurm zwischen 20 und 40 cm lang werden!
Bedeutung für das Ökosystem
Ein einzelner Wattwurm filtert übrigens bis zu 25 kg Sand pro Jahr, weshalb er auch so wichtig für das Ökosystem des Wattenmeeres ist. Er gräbt pro Jahr die oberen 25cm des Bodens um und schafft so gute Lebensbedingungen für viele andere Tiere.
Lebenszyklus und Schutz vor Fressfeinden
Wattwürmer vermehren sich übrigens nach dem Mond! Nur bei Vollmond (im Herbst!), geben die Männchen ihr Sperma ins Wasser ab. Die Weibchen nehmen dieses wahr und legen nun ihre Eier in ihrer Röhre ab, wo sie durch das schwimmende Sperma befruchtet werden. Die befruchteten Eier bewahrt das Weibchen dann in ihrer Höhle, bis der Nachwuchs schlüpft. Wusstest du eigentlich, dass Wattwürmer nicht als Würmer geboren werden, sondern als Larve aus dem Ei ausschlüpfen? Erst dann kriechen die Larven aus der Röhre und schwimmen ins offene Meer. Hier verweilen sie in einer gel-artigen Masse und wachsen auf dem Meeresboden zu „richtigen“ Würmern heran. Als adulter Wurm lassen sie sich dann im Boden des Wattenmeeres nieder. Zu dem Stadium als Larve habe ich leider erstaunlich wenig gefunden! Wer mehr weiß – also zum Beispiel wie aus der Larve ein ausgewachsener Wurm wird – kann sich gerne melden.
Da Wattwürmer eine Leibspeise von Vögeln sind und diese auf den „Wurmhaufen“ herumpicken, in der Hoffnung den Wurm zu schnappen, hat der Wurm die Funktion (ähnlich wie bei Eidechsen), einen Teil seines Schwanzes abzuwerfen. So verliert er nur ein Stück seines Körpers, der dicke, wichtige Teil mit den Organen ist dann allerdings unversehrt. Ob das Stückchen Schwanz dann nachwächst, weiß ich leider nicht.
Wattwürmer sind übrigens strengstens geschützt, da das komplette Wattenmeer unter Naturschutz steht (UNESCO-Weltnaturerbe!). Der Wattwurm ist für dieses Ökosystem unverzichtbar.