
Über Hummeln und Hummelköniginnen
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Ich bin keine Hummel-Expertin, aber ich hatte hier in den letzten Tagen einige Hummel-Notfälle, weshalb ich mich viel einlesen musste. Deshalb will ich euch gerne das weitergeben, was ich selbst nun erfahren habe. Vielleicht hilft es euch ja auch. Morgen früh kommt noch ein Beitrag dazu, wie man eine entkräftete Hummelkönigin retten kann.
Woran erkennt man eine Hummelkönigin?
Im Frühjahr fliegen nur Hummmelköniginnen, denn das Hummelvolk stirbt über im Winter komplett aus und nur die Hummelköniginnen überwintern. Hummelköniginnen werden etwas mehr als ein Jahr alt, während Drohnen nur einige Wochen alt werden. An der Größe selbst erkennt man eine Hummelkönigin nicht unbedingt, denn die unterschiedlichen Arten sind natürlich nicht alle gleich groß. Wenn man innerhalb der Art vergleichen kann (was Anfang des Jahres immer schwer ist), ist die Hummelkönigin jedoch verhältnismäßig größer als ihr Gefolge. Hummelköniginnen sind aber von der Statur her besonders dick.
Warum sind Hummelköniginnen so dick?
Hummelköniginnen haben einen sogenannten Honigmagen. Dieser ist zu Beginn der Flugzeit im Frühjahr prall gefüllt mit gesammeltem Nektar aus dem letzten Jahr. Diesen kann sie nach der Überwinterung als „Starthilfe“ nutzen. Die Vorräte und der Winterspeck halten aber nicht lange, sodass eine Hummel, sobald sich dieser zu Ende neigt, schnell Nektar finden muss.
So besucht die Hummel dann im Frühjahr die Blüten der Frühblüher und frisst Blütenstaub. Das macht sie, damit sich ihre Eierstöcke entwickeln. Diese schwellen mit den produzierten Eiern immer weiter an (und die Hummel selbst auch). Sie ist also sozusagen schwanger. Ist das der Fall, muss die Königin schnell einen geeigneten Nistplatz finden, damit sie dort ihre Eier legen kann.
Wo nisten Hummeln?
Es ist heutzutage für Hummeln gar nicht mehr leicht, einen Nistplatz zu finden. Unsere Gärten sind zu aufgeräumt, bieten nicht die richtigen Bedingungen, es gibt zu viel Schotter, zu viel Beton und zu wenig geeignete Pflanzen, für die Ernährung der Hummel. Traurig aber wahr.
Außerdem kommt es noch darauf an, was für eine Hummel es genau ist, denn die unterschiedlichen Arten haben unterschiedliche Vorlieben.
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Die Erdhummel (Bombus terrestris) zum Beispiel nistet immer unterirdisch. Sie mag leere Mäusehöhlen, Erdlöcher und teilweise auch Heuhaufen, Reisighaufen oder ähnliches. Sie nistet aber auch, wie bei uns, in einer Wurzelhöhle unter einem Baum.
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Die Ackerhummel (Bombus pascuorum) ist sehr flexibel und pflegeleicht. Sie nistet sowohl unterirdisch, wie die Erdhummel, als auch oberirdisch in leeren Vogelnistkästen, Eichhörnchen-Kobeln, Kompost- oder Strohhaufen, Reisighaufen, Hohlräumen in Wänden oder auf Dachböden.
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Die Wiesenhummel (Bombus pratorum) nistet, wie ihr Namen schon sagt auch in Moospolstern und Grasbüscheln. Sie wählt im Zweifelsfall aber auch Mäusebauten, Vogelnester und Nistkästen…
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Die Steinhummel (Bombus lapidarius) entwickelt wirklich große Völker und hat daher mehr Platzbedarf. Sie mag Mäuselöcher, nimmt aber auch Hohlräume in Mauern, Steinhaufen, Dachböden, Scheunen, Ställe und Vogelnistkästen.
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Die Gartenhummel (Bombus hortorum) ist auch nicht so wählerisch. Sie nistet sowohl oberirdisch als auch unterirdisch, wie die Ackerhummel.
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Eine Baumhummel (Bombus hypnorum) nistet in Baumhöhlen, aber nimmt auch Vogelnistkästen, Dachböden und Rolladenkästen. Hauptsache, es ist oberirdisch.
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Es gibt auch noch einige andere Hummelarten, wie die Bunte Hummel (nistet unterirdisch), die veränderliche Hummel (baut selbst Nester aus Laub, Gras und Moos), die Mooshummel (nistet in Gras und Moos) oder die Samthummel (nistet unterirdisch) und noch einige mehr .
Wer also einen naturnahen Garten hat, viele Frühblüher und Hummel- sowie Bienenfreundliche Pflanzen, Bäume, Vogelnistkästen, Steinhaufen, Laubhaufen oder Reisighaufen, Benjeshecken, Totholzhaufen und so weiter, bietet den Hummeln schon einmal eine tolle Grundlage für ihre Nester an. Mäuse im Garten sind auch von Vorteil. Juhu!
Welche Hummeln nisten in Hummelkästen?
Diese Frage war für mich dann auch sehr interessant, denn ich habe einen Hummelkasten aufgestellt, der aber komplett ignoriert wurde. Warum, habe ich mich gefragt.
Ich denke, dass es daran liegt, dass unser Garten für die meisten Vorlieben von Hummeln ausreichend Platz und Möglichkeiten bietet. Mein Hummelkasten ist vermutlich einfach überflüssig. (Update nach 4 Jahren: Ja, wir haben viele Hummeln, aber dieser Hummelkasten war rausgeworfenes Geld!)
In kargen Gegenden, kleinen Gärten, Gärten mit viel Wiese oder Schotter/ Steinbeeten und so weiter, ist er bestimmt sinnvoll. Man muss ihn aber auch im Frühjahr zeitig aufstellen, damit die „notleidende“, schwangere Hummel ihn finden und annehmen kann.
Wie baut die Hummelkönigin ihr Volk auf?
Eine Hummelkönigin sucht sich zuerst einen geeigneten Nistplatz (siehe oben). Sie schleptp für ihr Neste rst einmal Moos, Haare, Grashalme und andere Materialien heran. Oft wird das alles noch mit Wachs abgedichtet und so verwoben, dass es innen schön warm ist, falls es noch einmal Fröste gibt. Anschließend baut die Hummelkönigin aus Pollen und Nektar kleine Kugeln, in welche sie ihre Eier ablegen kann. Dann brütet sie ihre Eier aus. (Was ich persönlich unglaublich zauberhaft finde!). Schon nach wenigen Tagen schlüpfen kleine Larven und fressen die Pollen und den Nektar auf. Dabei wachsen sie so stark, dass sie sich sogar drei Mal häuten müssen, bevor sie ihre Endgröße erreichen.
Wie auch Bienen und Schmetterlinge, spinnen die Larven dann einen Kokon und verpuppen sich. Nach zwei Wochen schlüpfen dann die ersten fertigen Hummeln.
Als erstes schlüpfen übrigens Weibchen (Arbeiterinnen) und helfen der Königin von nun an, ganz viel Nektar und Pollen zu sammeln, damit diese nur noch Eier legen muss. Aus diesen schlüpfen anschließend auch Männchen und junge Königinnen, die gemeinsam für den Fortbestand im nächsten sorgen werden.
Wie und wo überwintern Hummelköniginnen?
Bevor die jungen Hummelköniginnen als einzige überlebende überwintern können, paart sie sich noch. Anschließend sucht sie sich ein Winterquartier.
Je nach Hummelart kann dieses in einer Böschung sein, im Komposthaufen, in Mäusenestern, Erdlöchern, Resighaufen, etc. Hummeln sind dabei so schlau, ihr Winterquartier in der Ausrichtung Nord/ Nordwest, Ost zu suchen, damit die Sonne nicht die Erde aufheizt und sie vorzeitig aus dem Winterschlaf erwachen.