
Meine Bienen schlüpfen – Die Rostrote Mauerbiene Osmia bicornis
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Was für ein Glück ich doch gestern hatte, ein kleines Wunder zu beobachten. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben gesehen, wie eine kleine Biene aus einem Kokon schlüpft. Und es war wirklich zauberhaft, diese „Geburt“ zu sehen.
Lebenszyklus der Mauerbiene
Eigentlich liegen die kleinen Kokons in einer Nistzelle, die von der Bienen-Mama geformt und mit proteinreichen Pollen und zuckerhaltigem Nektar errichtet wird. An diese klebrige Masse, legt das Bienenweibchen ein Ei und verschließt die Brutzelle sorgfältig.
Mauerbienen legen ihre Eier in einer Reihe ab. Also sie errichten (z.B. in einem Bambusrohr) von hinten nach vorne, viele kleine Brutzellen. Die Bienen schlüpfen dann nacheinander aus diesem Rohr. Der erste vorne muss anfangen, zu schlüpfen und sich frei zu fressen. Da das Schlüpfen an die Außentemperatur und das Wetter gekoppelt ist, bekommt die erste Biene natürlich auch als erstes mit, dass es an der Zeit ist.
In den Brutzellen selbst passiert innerhalb eines Jahres, ein kleines Wunder. Aus dem Ei schlüpft eine kleine Larve, die sich den Bauch mit dem ganzen Pollenvorrat vollschlägt, bis dieser quasi aufgebraucht ist. Dann verpuppt sie sich (wie Raupen auch), in einen kleinen Kokon. Aus diesem Kokon wiederum, schlüpft später die erwachsene Biene. Bienen werden also quasi zwei Mal geboren. Einmal als Larve und einmal als fertige Biene.
Die Bienen-Mamas können übrigens festlegen, ob sie ein befruchtetes oder ein unbefruchtetes Ei legen. Aus den befruchteten Eiern werden später einmal Bienenweibchen und aus den unbefruchteten Eiern werden Bienenmännchen. In den hinteren Teil der Bruthöhle legt die Bienen-Mama die befruchteten Eier (Weibchen) und in den vorderen Teil die unbefruchteten Eier (Männchen). Deshalb sollten bei Nisthilfen die Röhren immer lang genug sein, da sonst nur männliche Bienen schlüpfen werden.
Ein Jahr der Entwicklung
Die Entwicklung der Bienen vom Ei bis zum Schlüpfen aus dem Kokon zieht sich über ein Jahr. Das heißt, umso mehr Bienen-Eier in schöne und sinnvolle Nisthilfen gelegt werden können, desto mehr Bienchen gibt es im nächsten Jahr. Eine schöne Sache!
Leider kann in einem Jahr vieles dazwischen kommen… zu extreme Hitze , zu extreme Kälte, Parasiten, Pilze oder sogar eine tote Brutzelle, die für die anderen geschlüpften Bienchen im hinteren Teil der Röhre den Ausgang blockiert…
Warum habe ich Kokons hier?
Ich selbst habe meine Bienen-Kokons zu einem Bienenhotel dazu geliefert bekommen. Das hatte ich bei meiner Bestellung (auslaufendes Ebay-Angebot), in dem „Ich kauf das jetzt schnell“-Stress, völlig übersehen. So war ich dann bei der Lieferung, völlig überrascht. Und natürlich sehr erfreut.
Die Kokons mussten kühl gelagert werden, was bei den Temperaturen draußen in diesem Jahr nicht sonderlich schwer war. Das Einzige, was meine Kokons in Gefahr gebracht hat, war eine fiese Wespe, die in den Karton geschlüpft ist, um die kleinen Bienen zu fressen. Ein paar Kokons waren schon geknackt und ich habe die fiese Wespe auf frischer Tat ertappt und in hohem Bogen raus geworfen. Also so geht das nicht!
Eine zufällige Entdeckung
Gestern war es dann endlich so weit: Die ersten Bienchen schlüpfen! Ich habe das nur zufällig mitbekommen, weil ich meine Jungpflanzen ins Gewächshaus getragen habe. Als Schutz vor fiesen Wespen, hatte ich hier auch den Karton mit den Kokons aufgestellt.
Jedenfalls entdeckte ich eine kleine, flugunfähige Biene in einem Blumentopf. Sie kam nicht wieder heraus. Ich nahm das Bienchen vorsichtig und setzte es auf eine Blüte, wo es direkt „losrüsselte“. Meine Neugierde war geweckt und ich öffnete den Karton, um zu schauen, ob noch mehr Bienen schlüpfen. Und ich hatte Glück!
Meine Bienen schlüpfen
Ich schnappte mir den Karton und stellte ihn extra in die Nähe von meinem Blumenbeet auf, damit die Bienchen direkt zu den Blüten durchstarten konnten. Ich saß völlig fasziniert vor der Box und konnte das kleine Wunder zum Glück genau beobachten:
Zuerst fressen die kleinen Bienen von innen ein Loch in ihren Kokon. Das machen sie mit ihren „Kneifzangen“. Man hört die kleinen Bienen richtig knuspern, so, als wenn ein kleines Kind, voller Genuss einen Keks isst. Sehr niedlich! Wenn das Loch groß genug ist, schiebt die Biene ihre Ärmchen heraus und versucht sich raus zu ziehen. Das kann ein bisschen dauern, denn manchmal ist das Loch zu klein und muss von ihr noch etwas weiter geöffnet werden.
Ist das Bienchen dann aus dem Kokon geschlüpft, putzt es sich erst einmal ausgiebig. Die kleinen Bienen sehen tatsächlich etwas nass und „verklebt“ an ihren Härchen aus, die Flügel sind auch noch zusammengepappt. Durch das Putzen befreit die Biene ihre feinen Flügel und kann los starten, in diese spannende große Welt.
Eine Biene hatte Schwierigkeiten
Ein kleines Bienchen jedoch hatte wirklich Probleme mit seinem Kokon. Er schien etwas eingedrückt zu sein und das Bienchen steckte fest. Ich habe mir ihre Versuche, aus dem Kokon zu kommen, über eine Stunde angeschaut, weil ich nicht eingreifen wollte. Jedoch schien sie irgendwann aufzugeben.
Das wäre dann die männliche Biene gewesen, die vorne den Eingang blockiert und alle anderen in den hinteren Reihen, wären verstorben. Es sei denn, der Kokon war nur durch den Versand so eingedrückt und im normalen Bienenleben, wäre er schön rund gewesen.
Nun ja, am Ende habe ich dieser kleinen Biene mit Hilfe einer Pinzette und einer Nagelschere geholfen. Das war wirklich eine ziemlich friemelige Angelegenheit! Aber ich habe es geschafft, das Loch ein wenig zu vergrößern, ohne die Biene zu verletzen. Da die kleine Biene aber so schlapp aussah, dass sie trotzdem keine Anstalten machte, zu schlüpfen, musste ich sie motivieren.
Rostrote Mauerbienen sind zwar „Allesfresser“, lieben aber insbesondere Löwenzahnblüten.