
Eikapseln einer Wellhornschnecke – Ein seltenes Strandwunder
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Findet man die Eikapseln der Wellhornschnecke am Strand, sehen sie auf den ersten Blick wie ein großer Schwamm, glibberig und etwas fremdartig aus. Früher, aus meiner Kindheit, weiß ich, dass es diese Schwämme viel öfter am Strand zu finden gab. Heute weiß ich, dass man ein kleines Wunder vor sich hat, wenn man diese Eikapseln findet. Denn die Wellhornschnecke sind zumindest in der Nord- und Ostsee vom Aussterben bedroht. Das liegt an einem Schutzanstrich für Schiffe, welcher ein Gift (Tributylzinn) ins Wasser absondert, der die Schneckenweibchen unfruchtbar macht. Die Weibchen können einfach keine Eier mehr legen, da sie hormonell betrachtet „halbe Männchen“ sind.
Die größten Meeresschnecken unserer Region
Wellhornschnecken sind Meeresschnecken mit einer stolzen Größe von 6-11cm und somit die größten Meeresschnecken in der Nord- und Ostsee. Ganz selten findet man im Flutsaum oder in Muschelhaufen zwischen den Dünen noch so große Schneckenhäuser. Manchmal werden diese auch von Einsiedlerkrebsen bewohnt.
Im Herbst legen die Schneckenweibchen faustgroße Klumpen mit bis zu 2000 Eikapseln im Meer ab, die jeweils um die 1000 Eier enthalten. Nun könnte man meinen, dass die Population dadurch gar nicht so klein sein kann. Jedoch entwickeln sich pro Kapsel nur 10-14 Schneckchen – die restlichen Eier dienen ihnen als Nahrung, um heranzuwachsen. Die gefunden Eikapseln, die du auf dem Foto sehen kannst, sind leer. Die kleinen Schnecken sind bereits geschlüpft und im Meer unterwegs.
Lebensweise und Ernährung
Wellhornschnecken lieben übrigens kühles, salziges Meerwasser und leben in einer Tiefe von 5m bis zu 1200m. Hier kriechen sie gerne über schlammige Böden, weil sie sich auf diesen weichen Böden besonders einfach fortbewegen können.
Wenn du jetzt denkst, dass diese Schnecken „Meeressalat“ fressen, so wie unsere gefürchteten Gartenschnecken an unseren Salat gehen, dann hast du dich getäuscht. Tatsächlich jagen diese Schnecken gerne Krebse, Würmer und Muscheln. Sie können sogar Muscheln knacken, um sie anschließend zu verspeisen. Hierfür verwenden sie einen Trick: Sie schieben ihren Fuß (so heißt der weiche Schneckenkörper unten) an den Öffnungsrand der Muschel. Öffnet sich diese irgendwann, schiebt die Schnecke ihren Fuß und einen Teil ihres Gehäuses in die Öffnung hinein, um anschließend die Muschel zu „erlegen“ und aufzufressen. Manche Muschelarten, wie die Kammmuschel, fliehen sogar vor den Schnecken! Miesmuscheln dagegen sitzen das Thema oft aus, indem sie sich einfach nicht öffnen, bis die Schnecke aufgibt.
Außerdem haben diese Meeresschecken einen ausgeprägten Geruchssinn, der Aas auf weite Entfernung wahrnehmen kann. Ich persönlich frage mich nun, wie schnell denn dann bitte so eine Schnecke unter Wasser sein kann?!
Wellhornschnecken können übrigens bis zu 15 Jahre alt werden. Wir haben im Urlaub zwischen den Dünen tatsächlich so ein Schneckenhaus gefunden. Jedoch „nur“ 7 cm lang. Da die meisten leeren Schneckenhäuser Einsiedlerkrebsen zum Opfer fallen, sind diese Funde jedoch sehr selten.
Historische Nutzung
Früher wurden aus den leeren Eikapseln, die man am Strand gefunden hat übrigens Putzschwämme gemacht oder – als gemahlenes Pulver – Juckpulver hergestellt.