
Die grüne Mosaikjungfer: Eine Libelle schlüpft
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Es war wirklich fantastisch, dabei zu sein und live zu sehen, wie eine Libelle schlüpft. Ich saß dafür tatsächlich den halben Tag am Teich (bei Regen) und habe wie gebannt auf die Libellenlarve gestarrt, die sich an einen Halm klammerte. Du musst wissen, ich versuche schon länger Libellen an unserem Teich beim Schlüpfen zu filmen, kam bisher aber immer zu spät. In diesem Jahr hatte ich 8 Larven verpasst und war schon der Meinung, dass in unserem Teich wohl keine einzige mehr übrig wäre.
Und dann entdeckte ich sie. Ich musste durch unser Blumenbeet auf die andere Seite des Teichs klettern, um sie filmen zu können – und so saß ich dort dann auch. Mein Handystativ auf einem Plastikhocker im Teich, der wiederum mit einem fetten Stein beschwert war. Was für ein Abenteuer!
Die Libellenlarve hängt an einem Halm am Teich
In den ersten zwei Stunden passierte nicht viel. Die Larve zuckte gelegentlich und machte Verrenkungsübungen. Damit sie sich später häuten konnte. Gefühlt habe ich von dieser Gymnastik 700 Kurzfilme gemacht, bis mir irgendwann aufgegangen ist, dass doch noch nichts passiert. Aber weggehen wollte ich um keinen Preis.
Die Libelle beginnt sich zu häuten und zu schlüpfen
Und dann war es irgendwann doch so weit. Die Naht am Rücken öffnete sich. Heraus schob sich eine Brust und dann ein Kopf. Ich habe mich immer gefragt, warum die Libellen am Ende so viel größer sind als die Larven. Das liegt daran, dass sie sozusagen aufgehen – sich mit Luft vollpumpen – als wären sie vorher vakuumverpackt gewesen. Es ist tatsächlich verrückt. Ich glaube der Prozess fängt schon in der Larvenhülle an und deshalb platzt ihre Schale auch irgendwann auf.
Stunden später...
Die Libelle bog sich, über eine Stunde lang, langsam aus ihrer Hülle. Und wurde dabei immer größer. Irgendwann hing sie kopfüber, mit durchgebogenem Körper aus der leeren Larve. Und es passierte…
Nichts!
Über eine Stunde regte sich Nichts mehr. Ich war mir irgendwann sicher, sie wäre tot und brach das Filmen ab. Nicht ein Zucken konnte ich entdecken und ich war wirklich direkt dran.
Die Geburt einer Libelle
Und dann, ich hatte mein Handy schon abgebaut, bewegte sie sich plötzlich und richtete sich auf. Sie zog in einem Schwung ihren restlichen Körper aus der Larve, die irgendwie immer noch wie ein komplettes Tier aussah – nur leer. Man konnte die Austrittstelle kaum noch sehen.
Nun betrachtete ich meine Libelle verblüfft. Wo waren denn nur die Flügel? Hinten auf ihrem Rücken war ein verkümmertes Irgendwas. Augenscheinlich wachsen die Flügel bei der Metamorphose gefaltet. Verrückt oder? Als würde man etwas bauen, was man direkt schon zusammengeknüllt produziert – um dann am Ende das perfekte Ergebnis zu bekommen. Denn Libellenflügel, so zart und groß wie sie sind, sind tatsächlich bauliche, filigrane Wunder. An diesem Tag entfalteten sich ihre Flügel nicht mehr komplett, als ich am späten Abend noch einmal nach ihr schaute, waren sie immer noch nicht ganz entfaltet.