Biene oder Kolibri? Ein Wollschweber in meinem Garten

Biene oder Kolibri? Ein Wollschweber in meinem Garten

Während ich in meinem Blumenbeet saß und Unkraut zupfte, entdeckte ein ein wundersames Tier. Es war dick und flauschig wie eine Hummel, schwebte aber vor den Blüten in der Luft wie ein Kolibri. Es tauchte einen extrem langen Rüssel (ich schätzte ihn auf fast 1 cm) hinein und flog direkt weiter zur nächsten Blüte. Ohne Rast und viel schneller als eine Biene, die sich an den Blüten Zeit nimmt.

Es war wirklich schwer, dieses kleine Tier zu fotografieren und es ist mir auch nur mittelmäßig geglückt. Meine Recherche brachte mich erst zu einem Schmetterling, dem Taubenschwänzchen, der auch wie ein Kolibri, seinen Rüssel in Blüten taucht. Aber das war nicht das merkwürdige Insekt, nach dem ich suchte.

Kurze Zeit später fand ich ihn dann doch: Den Großen Wollschweber.

Was ist ein Wollschweber?

Tatsächlich wird so ein Wollschweber (Bombyliidae) nicht den Bienen und Hummeln zugeordnet, sondern den Fliegen. Aber er hat durchaus etwas mit unseren Bienen zu tun. Denn er ist ein Parasit!

Nach der Paarung wirft das Wollschweber-Weibchen seine Eier gezielt in der Nähe von den Nestern unserer Solitärbienen ab. Dabei bevorzugt es im Boden nistende Wildbienen, also zum Beispiel Sandbienen (Andrena).

Aus den Eiern schlüpfen hungrige Larven, die erst den Wildbienenlarven die Pollen und den Nektar wegfuttern und anschließend sogar die Wildbienen-Larven selbst fressen. Dann verpuppen sich die Wollschweber-Larven, ebenso wie es Bienen auch tun und schlüpfen dann im Frühjahr, als fertige Wollschweber, aus ihren Kokons.

Wo und wann finde ich einen Wollschweber?

Wollschweber fliegen von März bis Juni. Sie halten sich an Waldrändern, in Parks und naturnahen Gärten auf. Sie fliegen dabei, wie eine Biene, von Blüte zu Blüte, um sich von leckerem Nektar zu ernähren.

Es gibt auch Wollschweber-Arten, die im Hochsommer fliegen. Wollschweber sonnen sich wohl gerne auf sandigem Boden. Meiner hat allerdings überhaupt keine Rast gemacht und ist hektisch von Blüte zu Blüte geflogen. Vor der Blüte bleiben sie dann kurz in der Luft stehen, weshalb sie eben an einen Kolibri erinnern.

Ein Wollschweber-Weibchen kann angeblich bis zu 3000 Eier legen, weshalb mich die Anwesenheit der Wollschweber in meinem Garten nun tatsächlich etwas beunruhigt. Ich möchte schließlich viele Wildbienen in meinem Garten sehen…

Ab und an ist er aber auch ein Parasit für Eulenfalter-Raupen und Heuschrecken… Das macht es aber nicht besser, finde ich.

Wie erkenne ich einen Wollschweber?

So ein Wollschweber ist ziemlich auffällig und du wirst ihn direkt erkennen, wenn du ihn siehst. Ich möchte dir aber trotzdem die „typischen Merkmale“ des Wollschwebers beschreiben.

Also: Es handelt sich um eine große Flieger (wie ein dicker Brummer), die sehr stark behaart ist. Wie eine Hummel, pelzig und flauschig. Der Wollschweber hat dabei schwarze, durchsichtige Flügel, die relativ schmal aussehen. Früher wurde er wohl wegen seinen dunklen Flügeln auch „Trauerschweber“ genannt. Der Wollschweber hat zwei übrigens zwei Flügel. Er kann damit so geschickt manövrieren, dass er sogar rückwärts fliegen kann.

Besonders auffällig ist sein riesiger Rüssel. Der ist im Verhältnis zum Körper wirklich gigantisch und wird zum Aufsaugen von Nektar benutzt. Bei der Art die ich hier im Garten entdeckt habe, handelt es sich um den sogenannten „Bombylius medius“, denn der Rüssel ist fast genau so lang wie sein Körper.

Falls ihr zwei Wollschweber entdeckt, die hintereinander herfliegen, habt ihr tatsächlich ein Männchen und ein Weibchen entdeckt. Denn die Männchen verfolgen die Weibchen regelrecht. Die Paarung selbst ist dann auch interessant, denn die beiden sitzen bis zu einigen Minuten tatsächlich still an einem Ort und drehen sich den Popo zu. So können die Eier der Wollschweber von dem Männchen befruchtet werden.

Es gibt auf der Welt rund 6000 verschiedene Arten von Wollschwebern und in Deutschland ganze 34 Arten. Mein Wollschweber, der Bombylius major, hat goldbraunes „Fell“. Es gibt aber wohl auch Arten die hellbraun, gelb oder weißlich sind.

Kann ein Wollschweber stechen?

Nein, ein Wollschweber ist völlig ungefährlich für uns Menschen . Der Rüssel vorne ist tatsächlich nur zum Nektar saugen da. Natürlich sieht er ein bisschen so aus wie bei einer fiesen Monster-Mücke, die einen damit stechen will.

Sind Wollschweber selten?

Der Wollschweber kommt zwar nur an den Orten vor, die klimatisch günstig für ihn sind, ist aber in Deutschland recht häufig anzutreffen. Leider ist er schwer zu beobachten, weil er so schnell und hektisch fliegt.

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