
Trauermücken – Was wirklich hilft
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Trauermücken haben ihren Namen nun wirklich nicht umsonst. Sind sie erst einmal da, kann es für unsere Jungpflanzen und unsere Anzucht, eine wirklich traurige Angelegenheit werden. Mich hat es in diesem Jahr auch voll erwischt.
Trauermücken sehen aus wie kleine Obstfliegen, nur dass sie nicht um das Obst kreisen, sondern sich in der Nähe unserer Pflanzen aufhalten. Eigentlich sind sie recht unscheinbar und die Fliegen an sich, sind nicht gefährlich für unsere Jungpflanzen. Jedoch legen sie gerne in feuchter Erde ihre Eier. Die Larven kriechen dann unterirdisch durch den Blumentopf und ernähren sich von den feinen Wurzeln unserer Pflanzen.
Für eine große, ausgewachsene Pflanze ist das meist kein großes Drama. Für eine Jungpflanze, ist das lebensbedrohlich. Sie hat zarte Wurzeln, die in angeknabbert, schnell unbrauchbar sind.
Was also tun, um die Pflanzenanzucht zu retten?
Ich habe mir erst einmal Tipps aus dem Internet gesucht… Mir ist es sehr wichtig, dass meine Pflänzchen nicht mit Chemiekeulen behandelt werden. Ich habe schließlich nicht umsonst Biosaatgut, torffreie Bio-Erde und so weiter besorgt. Ich möchte mein Gemüse selbst ziehen, ohne Pestizide und Spritzmittel, Antibiotika-Rückstände und allem, was uns schaden könnte.
Erster Versuch: Knoblauch
Naja, jedenfalls wollte ich erst einmal die schonende Variante ausprobieren. Ich habe also gegen die Trauermücken Knoblauch-Pulver gestreut und Knoblauchstücke in die Erde gesteckt. Das Ergebnis? Frisch gekeimten Knoblauch und eine Vampier-feindliche Beduftung der Wohnräume. Ansonsten hat das nicht geholfen. Den Knoblauch habe ich allerdings direkt in einen Topf gepflanzt und inzwischen befindet er sich im Gemüsebeet zwischen den Erdbeeren.
Gelbtafeln
Zusätzlich hatte ich mir Gelbtafeln (Leimtafeln) geholt. Erwachsene Trauermücken werden von ihnen magisch angezogen. Landen sie an die Gelbtafeln mit ihrem Lockstoff, bleiben sie kleben… kommen nicht mehr weg und verenden elendig. Nicht schön. Die Trauermücken, die da nun kleben, haben natürlich keine Chance mehr, Eier in die Erde zu legen. So weit so gut. Aber die Trauermücken-Weibchen, die weiterhin frei herum fliegen, legen weiterhin munter Eier. Die Weibchen der Trauermücken können nämlich bis zu 200 Eier ablegen!!! Also sind die Gelbtafeln zwar nützlich, helfen aber nur bedingt weiter bei der Bekämpfung.
Neemöl
Also habe ich mich im nächsten Schritt für Neemöl gegen Trauermücken entschieden, was eigentlich schon so ein bisschen meinen Grundsätzen widerspricht. Es ist ein ökologisches Mittel, denn es ein pflanzliches Ö, das aus den Samen der Steinfrüchte des indischen Niembaumes gewonnen wird. Also, Neem ist zwar pflanzlich, aber giftig. In wie weit es Einfluss auf uns und unseren Körper nimmt, ist nicht sonderlich gut erforscht. Was mich persönlich schon zweifeln lässt. Es gibt Biogärtner, die darauf schwören, denn es soll gegen sehr viele Schädlinge helfen. Nun ja… man darf damit jedenfalls unter gar keinen Umständen zu oft gießen. Steht auch in der Anleitung!
Neemöl hat den Inhaltsstoff „Azadirachtin“, das ist eine Substanz, die den Hormonhaushalt der Trauermückenlarven verändert, sodass viele Stoffwechselprozesse nicht mehr möglich sind. Kurzum: Das ist Gift gegen Trauermücken und andere Schädlinge. Hersteller versprechen, dass für uns selbst keine Gefahr besteht, wenn wir mit dem Mittel in Berührung kommen und dass es auch der Pflanze selbst nicht schadet. Meine Auberginen-Jungpflanzen haben das anders gesehen… die mögen nämlich Neem überhaupt nicht.
Ich selbst traue dieser Substanz nicht. Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe aber, entgegen meinem unguten Bauchgefühl, Neemöl gekauft und auch gegossen. Es wird einfach mit Wasser vermengt, eingerührt und man gießt seine Pflänzchen einfach damit. Die Anwendung ist also sehr einfach. Hat aber nicht geholfen! Ich habe ganze zwei Mal mit Neemöl gegossen, die Trauermücken vermehrten sich lustig weiter. Dafür verstarben plötzlich meine Auberginen, die zuvor keinerlei Schadbild gezeigt hatten…
Nematoden: Die Retter in der Not
Ich bin zuvor schon öfter auf den Begriff Nematoden gestoßen. Nematoden sind Fadenwürmer. Was ich nicht wusste, es gibt davon sehr viele unterschiedliche Arten. Denn Nematoden kannte ich selbst nur als Schädlinge im Boden, der Horror für den industriellen Gemüseanbau – mit Monokultur.
Nematoden sind ein natürlicher Teil unseres Bodenlebens, manche sind hilfreich, manche für uns echt ärgerliche Gesellen. Es gibt Arten, die befallen zum Beispiel Wurzelgemüse, wie Möhren und es kommt zu Missbildungen – oder die Pflanzen gehen halt einfach ein. Das ist auch mitunter der Grund, warum die Fruchtfolge, bzw. der Fruchtwechsel stattfinden soll… damit genau das nicht passiert.
Jedenfalls war der Begriff Nematoden für mich sehr negativ geprägt. Aber er wurde als extrem guter Tipp gegen Trauermücken gehandelt. Also habe ich mich schlau gemacht.
Diese kleinen Fadenwürmer sind sozusagen auf Trauermücken-Larven spezialisiert. Sie nisten sich in der Larve der Trauermücke ein, vermehren sich dort munter und die Larve stirbt. Pfui! Ich fand die Vorstellung einfach nur ekelig. Aber Nematoden waren meine letzte Hoffnung, meine restlichen (paar hundert) Pflanzen zu retten.
Nematoden werden meist in einem kleinen Beutel geliefert, zusammen mit einem mehligen Substrat. Dazu ein Kühlpad… denn Nematoden werden kalt gehalten, damit sie möglichst lange überleben. Wollt ihr sie also nicht sofort ausbringen, müsst ihr die Packung in den Kühlschrank legen. Aber es empfiehlt sich, bei Trauermücken sofort zu handeln!
Die Anwendung war denkbar einfach. Je nach Anzahl der Nematoden , muss man sie in die entsprechende Menge Wasser einrühren. Sobald die milchige Brühe fertig verrührt ist, gießt man seine Pflanzen mit dem Nematoden-Wasser . Meine kleinen Helferchen, die so klein sind, dass ich sie zum Glück selbst nicht gesehen habe, sie sind also in der Erde verschwunden, um ihren Job zu machen.
Und dann muss man warten. Die Erde sollte in den Tagen und Wochen danach, gut feucht gehalten werden (ohne Staunässe!), damit die Nematoden arbeiten können. Die Fadenwürmer sind empfinglich gegen UV-Strahlung, weshalb die Pflanzen zum Zeitpunkt der Ausbringung besser nicht in der Sonne stehen sollen.
Bereits nach ein, zwei Tagen, sah ich erste Erfolge. Die Pflänzchen sahen plötzlich wieder viel munterer aus. Sie haben aber dennoch einige Wochen gebraucht, um sich zu erholen und sind nur sehr langsam gewachsen. Ich denke, es mussten erst einmal viele neue Wurzeln gebildet werden. Die Nematoden jedenfalls, haben meinen Pflanzen geholfen, statt ihnen zu schaden. Ich war wirklich begeistert!
Damit das mit den Nematoden auch nachhaltige Wirkung hat, habe ich nach zwei Wochen die Anwendung noch einmal wiederholt. Mit einer neuen Bestellung, denn Nematoden halten sich ja nicht lange in ihren Beuteln. Zusätzlich habe ich übrigens die Erde in meinen Töpfchen mit Sand bestreut, denn trockenes Substrat finden Trauermücken nicht so interessant für ihre Eiablage.
Fazit
Inzwischen sehen meine Pflanzen gesund und munter aus. Sie sind noch vergleichsweise klein, jedoch stabil und glücklich. Mit den Tomaten musste ich komplett von vorne anfangen… und mit den Auberginen , die vom Neemöl eingegangen sind, auch. Beim nächsten Mal würde ich keine Sekunde zögern, wenn ich so eine Trauermücke an meinen Pflanzen entdecke und direkt Nematoden bestellen. Sie haben mir so viele Pflanzen gerettet…
Ich hoffe, ich konnte dir weiter helfen, falls auch du ein Problem mit Trauermücken hast.