
Eine Benjeshecke und einen Reisighaufen anlegen
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Heute war ich den ganzen Vormittag und Mittag schwer beschäftigt. Wir haben eine „Mistecke“ in unserem Garten (rund 20 qm), in der sich seit Jahren viel Grünschnitt, Blätter und (dickere) Äste stapeln. Einiges davon habe ich in der Vergangenheit schon in den Häcksler geworfen, um damit meine Beete zu mulchen. Aber es ist wirklich eine Menge, die da über die Jahre angefallen ist. Ich sage mal die 20 qm sind kniehoch voll…
Für Tiere natürlich toll, für uns: Nicht schön!
Naturnahes Gärtnern ist mir wichtig. Mir ist es wichtig, dass Tiere bei uns im Garten einen schönen Lebensraum haben. Dass wir hier alle „zusammen“ wohnen können und ich niemandem seine Lebensgrundlage wegnehme. Das passiert leider schon viel zu häufig. Man muss sich in seiner Nachbarschaft nur diese „Stein- und Rasenwüsten“ anschauen, in der es kaum noch aktives Leben gibt.
Nun ja, es musste also eine Lösung her, die sowohl mich, als auch die Tiere zufrieden stellt. Denn „entsorgen“ wollte ich den Chaoshaufen da hinten eigentlich nicht. Die optimale Lösung fand ich dann in einer Benjeshecke und einem Reisighaufen.
Was ist eine Benjeshecke?
Eine Benjeshecke ist eine „Hecke“ aus Totholz . Die Benjeshecke hat der Landschaftsgärtner Hermann Benjes in den 80er Jahren bekannt gemacht, als er auf die Idee kam, seinen Grünschnitt so zu entsorgen. Eine Benjeshecke wird seitdem gerne in Naturgärten genutzt, als Sichtschutz, Zaun/ Abgrenzung oder Windschutz.
Eine Benjeshecke besteht dabei aus zwei Reihen von Pfählen oder dicken Ästen, die in den Boden gerammt werden. Zwischen diese Pfähle wird dann der Grünschnitt (Äste) aufgeschichtet. Die „Stützhölzer“ haben einen entsprechenden Abstand, damit der Grünschnitt dazwischen auch an Ort und Stelle bleibt.
Eine Benjeshecke ist meist zwischen einem Meter und zwei Metern hoch (je nach Verwendungszweck) und so lang, wie man es selbst eben möchte. Im Internet findet man oft die Angabe, dass sie 50cm breit sein solle, damit Tiere dort auch einen guten Unterschlupf finden. Für meine Zwecke sollte sie aber etwas schmaler werden, denn innen drin würde sich ja ein Reisighaufen befinden, der für die Tiere den gleichen Effekt haben würde.
Benjeshecken sacken zwar nach und nach ein, sind aber recht stabil und das Material verrottet nur langsam. Eine Benjeshecke kann bis zu 20 Jahre alt werden. Es empfiehlt sich aber immer mal wieder von oben Baumschnitt nachzulegen und die Hecke so zu erhalten.
Was ist ein Reisighaufen?
Ein Reisighaufen besteht ebenfalls aus Baumschnitt, kleineren und größeren Ästen, Blättern und Gestrüpp. Er ist ein wunderbarer Weg, um Grünschnitt zu entsorgen, da er nach und nach verrottet und einsackt. Je dünner dabei das Material ist, das man auf den Reisighaufen wirft, desto schneller verrottet er. Außerdem ist ein Reisighaufen der perfekte Unterschlupf für Tiere: Igel, Spitzmäuse, Spinnen, Käfer, Hasen, Zaunkönige, aber auch Reptilien lieben Reisighaufen. Sie wirken auf die Tiere „sicher“, denn sie schützen vor Fressfeinden, vor allem vor denen aus der Luft. Manche Menschen lassen ihren Reisighaufen noch zusätzlich von Brombeeren überwuchern, damit sich die tierischen Bewohner noch sicherer fühlen. So weit wollte ich persönlich jetzt aber nicht gehen.
Wie baut man eine Benjeshecke?
Meistens werden, wie schon oben kurz beschrieben, angespitzte Holzpflöcke oder dicke Äste in den Boden geschlagen. Ich entschied mich aber für eine andere Variante. Die Vorbesitzer unseres Hauses haben verrostete Eisenstangen gesammelt. Kann man machen… wird auch irgendeinen Sinn gehabt haben. Jedenfalls habe ich ein Sammelsurium an diversen Eisenstangen, die mir zur Verfügung stehen.
Diese schlug ich nun also im Abstand von rund 50cm in den Boden ein. Höhe der herausschauenden Stangen: Rund 1 Meter. Dahinter setzte ich eine zweite Reihe Eisenstangen, ebenfalls mit dem gleichen Abstand, sodass ich zwischen diesen Stangen Äste stapeln könnte. Zwischen den Reihen ließ ich einen Abstand von 25 cm.
Ich fing erst einmal auf einer Seite an, damit ich später noch den Reisighaufen im Inneren meiner Benjeshecke aufschichten konnte. Die Äste stapelten sich recht schnell. Ich wechselte zwischen dickeren und dünneren Elementen, ließ hier und da ein paar Lücken für Tiere… und baute sehr schnell die erste Seite der Benjeshecke auf. Anschließend verstaute ich schon einmal den Großteil des herum fliegenden alten Reisighaufen in der entstandenen Kammer.
Dann begann ich die zweite Wand hochzuziehen. Dabei achtete ich auch wieder darauf, dass sich die Dicke der Stöcke abwechselte und verschieden große Lücken für Tiere blieben.
Mein Tun blieb nicht unbemerkt. Mehrere Rotkehlchen leisteten mir bei der Arbeit Gesellschaft, probierten den Sitz auf der Benjeshecke aus, pickten im Reisighaufen herum und hatten sichtlich großen Spaß. Auch ein paar dicke Hummeln (Königinnen?) besuchten mich und krochen mal hier und dort durch die Äste der Benjeshecke, hinein in den Reisighaufen.
Ich hatte das Gefühl, dass die Tiere die Hecke direkt annahmen und sich sogar sehr darüber freuten. Was für ein schönes Feedback von meinen lieben Gartenbewohnern! Sehr praktisch fand ich auch, dass ich alle Äste und all das Laub, was noch so in unserem Garten herumflog, in dem Benjes-Reisighaufen-Konstrukt untergebracht bekam. Und für die Zukunft ist auch noch genug Platz!
Ich kann dieses naturnahe Projekt nur empfehlen, es sind inzwischen noch mehr Vögelchen und Insekten gucken gegangen, was ich da gemacht habe. Vielleicht kann ich ja auch bald wieder einen Igel in unserem Garten begrüßen (der letzte ist leider inzwischen verstorben). Er hätte dort auf jeden Fall ein kuschelig warmes Winterquartier!
Natürlich ist die Ecke an sich (mit der Wand, dem kleinen Dach und so weiter) noch nicht wunderwunderschön. Aber ich finde den Unterschied „vorher“ und „nachher“ wirklich gravierend!