Wie erkläre ich meinem Kind meine Hochsensibilität?

Wie erkläre ich meinem Kind meine Hochsensibilität?

Als hochsensible Mutter oder hochsensibler Vater haben wir eine große Herausforderung im Alltag. Wir müssen nicht nur für unser Kind da sein, sondern fühlen sein Leben, seine Emotionen und alles intensiv mit, weil wir uns unglaublich stark verbunden fühlen. Auch ist der Alltag mit Kindern oft stressiger, lauter und anstrengender, als wenn wir für uns alleine leben. 

Ich finde es wunderbar, dass du deinem Kind deine Hochsensibilität erklären möchtest. Diese Offenheit kann nicht nur eure Beziehung stärken, sondern auch deinem Kind helfen, Empathie und Verständnis für dich aufzubringen. Zum Beispiel, wenn du Ruhe brauchst, um all die Sinneseindrücke zu verarbeiten. 

Ich selbst habe meiner Tochter erklärt, dass mein Gehirn wie ein Schwamm ist. Hört sich jetzt etwas komisch an, ich weiß. Ich habe erklärt, dass es von außen ganz viele Reize aufsaugt und dabei ganz viele Beispiele genommen. Meine Tochter war damals 6 oder 7 Jahre alt. Ich habe ihr erklärt, dass sich dieser Schwamm voll saugt im Laufe des Tages und je nachdem, was wir machen, auch viel schneller voll ist. Und dann läuft er über. Er kann nichts mehr aufnehmen und ich muss mich ausruhen, um alles, was er aufgesaugt hat, zu verarbeiten. Damit der Schwamm wieder "leer" und "ausgequetscht" ist, für unsere nächsten Abenteuer. Meine Tochter fand das sehr logisch und hat mich, wenn ich überfordert war manchmal gefragt, ob ich jetzt wieder einen "Schwammkopf" habe. Sie wusste dann, dass ich mich mal hinlegen muss oder Ruhe und Stille brauche und sie hat es einfach so akzeptiert, weil sie ja wollte, dass es mir gut geht. Mir hat das im Alltag unglaublich weiter geholfen. 

Was auch immer du für ein Sinnbild für dein Kind findest, damit du ihm deine Sensibilität erklärst.... hier sind noch ein paar Tipps, wie du die Situation gestalten solltest. 

1. Wähle den richtigen Moment

Suche dir einen ruhigen Moment aus, in dem ihr ungestört seid und dein Kind entspannt ist. Das Ganze in einem Nervenzusammenbruch mit Overload zu erklären, ist wenig hilfreich. Es kann aber helfen, das Gespräch zu suchen, wenn du gerade eine Situation erlebt hast, die deine Sensibilität verdeutlicht hat. Zum Beispiel ein Schul- oder Kindergartenfest. Damit dein Kind versteht, warum du danach "nicht mehr kannst", während es aufgekratzt ist und noch stundenlang weiter "Party" machen könnte... 

2. Verwende einfache Sprache

Erkläre, was Hochsensibilität bedeutet, in einer Sprache, die dein Kind versteht. Es kommt hier also ganz klar auf das Alter deines Kindes an. Du kannst auch sagen: "Manche Menschen nehmen Dinge intensiver wahr als andere. Das bedeutet, dass ich Dinge wie Geräusche, Licht oder sogar die Gefühle anderer Menschen stärker fühle. Und wenn wir unterwegs sind, füllen sich all diese Dinge und Eindrücke in mir an... und danach brauche ich Ruhe, um all das zu verarbeiten."  Du kannst aber auch gerne meinen "Schwammkopf" dafür verwenden. Kinder hilft es oft, wenn sie ein Bild dazu haben. 

3. Teilen deine Erfahrungen

Nenne deinem Kind konkrete Beispiele aus deinem Alltag, um zu verdeutlichen, was es für dich bedeutet, hochsensibel zu sein. Dadurch kann dein Kind dich besser einschätzen lernen. Meine Tochter zum Beispiel hat akzeptiert, dass ich für manche Unternehmungen nicht geeignet bin und es besser ist, wenn sie solche Dinge mit dem Papa macht. 

4. Rücksicht erbitten OHNE Schuldzuweisung

Mache deutlich, dass deine Hochsensibilität nichts Negatives und auch keine Krankheit ist. Und vor allem, gib deinem Kind nicht die Schuld an deiner Reizüberflutung, denn sonst traut es sich hinterher nicht mehr, selbstvergessen zu spielen, zu singen oder ähnliches. Unsere Kinder sind meist, auch wenn sie nicht hochsensibel sind, emphatischer als Erwachsene und nehmen Rücksicht, weil sie einen unendlich lieben. Du kannst, wenn dir alles zu viel wird, darum bitten, Rücksicht zu nehmen, weil du Ruhe brauchst und dich hinlegen musst. Schuldzuweisungen dagegen helfen niemandem weiter. 

5. Ermutige dein Kind, Fragen zu stellen 

Gib deinem Kind Raum, Fragen zu stellen. Kinder sind oft neugierig und es ist wichtig, dass sie sich wohlfühlen, um ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken. Sei geduldig und beantworte die Fragen so gut und ehrlich wie möglich. Das gibt deinem Kind die Chance, dich zu verstehen und auch künftig Reaktionen von dir einschätzen zu können. 

6. Teile deinem Kind mit, was du brauchst

Sprich auch darüber, wie du mit deiner Hochsensibilität umgehst, wenn dir alles zu viel wird. Vielleicht hast du Techniken entwickelt, um dich in stressigen Situationen zu beruhigen oder Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen, wenn dir alles zu viel wird.  Dies kann deinem Kind helfen, ähnliche Strategien zu entwickeln und zu lernen, Rücksicht zu nehmen, wenn du reizüberflutet bist. 

7. Ich bin für dich da

Mache deinem klar, dass du immer für es da bist, um zuzuhören und zu helfen, wenn es schwierig wird. Sag ihm auch, dass du es liebst, auch wenn du manchmal gestresst oder überfordert bist und deinen Rückzug brauchst. Sag deinem Kind, dass es auch dir mitteilen soll, wenn es Rückzug und Zeit für sich braucht. 

8. Erkläre auch die Gaben, die du durch deine Hochsensibilität hast 

Ich zum Beispiel höre unglaublich gut (zum Leidwesen meiner Tochter). Ich höre quasi jeden Quatsch den sie macht. Auch habe ich ein bildliches Gedächtnis, was für sie sehr praktisch sein kann, weil ich in ihrem Chaos schnell die gesuchten Sachen wieder finde. Betone also auch die positiven Seiten deiner Hochsensibilität, damit dein Kind dich nicht nur als reizüberflutet wahrnimmt. Dies kann deinem Kind helfen, deine Sensibilität als Stärke zu betrachten. Mami oder Papi mit Superkräften sozusagen. 

9. Sei ein Vorbild

Indem du offen über deine Gefühle und Bedürfnisse sprichst und dir selbst erlaubst, hochsensibel zu sein, zeigst du auch deinem Kind, dass man so sein kann, wie man ist. Dass es in Ordnung ist, seine Emotionen zu zeigen und darüber zu sprechen. 

Mir hat es sehr geholfen, dass meine Tochter meine Sensibilität verstanden hat. Es hat uns im Alltag so manche Situation meistern lassen, bei der ich bei ihr sonst auf Wut und Unverständnis gestoßen wäre. 

Zurück zum Blog

Hinterlasse einen Kommentar